Die dieses Jahr knappe freie Zeit nutzen wir restlos aus. Zwölf Stunden nach dem letzten Dienstgeschäft - und damit Jennys allerletztem an der Uni - geht es los. Erst mit dem Zug nach Dänemark.
Mit der Deutschen Bahn geht alles glatt, ob das ein gutes Omen ist? Mit der dänischen Grenze beginnen die Probleme. Ohne Vorwarnung sagt der Schaffner nur auf Dänisch durch: "Dieser Zug hat mit 25 Minuten zu viel Verspätung und endet daher heute vorzeitig hier." Mit dem letzten Zug kommen wir am Zielbahnhof an und radeln in den Sonnenuntergang zum Schlafplatz. Am nächsten Morgen setzen wir von Hirtshals aus mit Fähre nach Kristiansand in Norwegen über.
Die ersten Tage entlang der Küste haben es in sich, immer wieder geht es kernig auf und ab. Belohnt werden wir mit schönen Ausblicken in die dünn besiedelte raue Küstenlandschaft. "Sehr scenic und so viele aire de pique-nique!" oder übersetzt "Landschaftlich sehr reizvoll und so viele mögliche Rastplätze".
Eine Regenfront zwingt uns zu einem frühen Ruhetag, den wir mit anderen Radlern in einer gemütlichen Campingplatzholzhausküche verbringen. Um nicht ganz unterzugehen, nächtigen wir auf dem Dachboden des Holzhauses. Dort beschließen wir auch die komplette Zeit auf dem Nordseeradweg zu bleiben und haben plötzlich seeeehr viel Zeit. Auch dort campierende Kanuten ziehen in sehr kurzer Zeit beträchtliche Mengen Fisch aus dem Wasser, was unserer in Frankreich geborenen Idee zwischendurch zu angeln Auftrieb gibt. Ab dem nächsten Tag reist ein Junior-Starter-Angel-Kit mit uns.
Bis Stavanger treibt uns ein feuchter Rückenwind, doch dann kommt die Sonne und wir begeben uns zu einem Touristenmagnet, dem Preikestolen. Bei Auf- und Abstieg müssen wir der Menschenmengen wegen immer wieder warten. Nach einer Nacht auf der wunderschönen kleinen Insel Kvitsoy, geht es entlang der Inseln bis nach Bergen.
Noch 2,5 Tage bis unsere Fähre fährt. Bergen ist mit Festung, Designerläden und mittelalterlichem Stadtrest sehr schön, aber wir sind der Natur wegen hierher gekommen. Kurzentschlossen geht es mit dem Nachtzug in Richtung Rallarvegen. Zwei Tage holpern wir über den Schotterweg, der ehemals dem Bahnbau diente, durch eine Hochebene. Schneereste, Blick auf Gletscher und reißende Gebirgsbäche - atemberaubend - wenn nur der Regen nicht gewesen wäre.
Nach 2 Wochen Norwegen steht fest: In Regenpausen kann es sehr schön sein, Lakritze ist hier sehr lecker, selbst geangelter Kabeljau auch, es lebe die lange Fleeceunterhose, nächstes Jahr geht es in den Süden - sicher werden wir Einiges vermissen.